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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 26.11.1996, 20:01 Uhr.

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Unternehmen/Sket/Zf
(Zusammenfassung - Neu: Höppner) Teils erhebliche Vorbehalte gegenüber Sket-Plan in Magdeburg - Höppner: 600 neue Arbeitsplätze in Region so gut wie sicher

Magdeburg/Berlin (dts Nachrichtenagentur/ddpADN). Mit purer Ablehnung haben der Sket-Betriebsrat und die IG Metall in Magdeburg auf den am Dienstag von der Treuhandnachfolgerin BVS vorgestellten Sanierungsplan für den angeschlagenen Schwermaschinenbauer reagiert. An der Zielstellung zur Zerschlagung von Sket habe sich seit Beantragung der Gesamtvollstreckung "nichts geändert", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Betriebsrat und IG Metall. Für die noch rund 1.500 Mitarbeiter bei Sket seien keine Perspektiven erkennbar.

Regierungschef Reinhard Höppner (SPD) betonte hingegen, eine Privatisierung von Sket als Gesamtunternehmen bleibe möglich. Das Land habe sich in den Verhandlungen bei der BVS dafür wiederholt eingesetzt, sagte Höppner der Nachrichtenagentur ddpADN. Zugleich mahnte er, einen Sket-Verkauf als Ganzes nicht zum Dogma für Erfolg oder Nichterfolg der Privatisierung zu machen. Ziel sei, ein Maximum an Arbeitsplätzen zu erhalten. Höppner hob in diesem Zusammenhang auch die aus seiner Sicht konsequenten Ansiedlungsbemühungen von Wirtschaftsminister Klaus Schucht (SPD) hervor. Dank seines Einsatzes stehe nahezu fest, daß in der Region 600 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, die auch ausscheidenden Sket-Werkern zugute kommen.

Auch DGB-Landeschef Jürgen Weißbach äußerte sich vorsichtig zuversichtlich. Positiv sei, daß die Arbeit bei Sket ohne Zeitverzug fortgesetzt werden könne, sagte Weißbach. Er habe die Hoffnung, daß der Sanierungsplan ein "Signal" setze, daß bei Kunden Vertrauen schaffe und somit zu neuen Aufträgen führe. Als "bedauerlich" bezeichnete Weißbach den Umstand, daß Sket im Zuge der Gesamtvollstreckung in Einzel-Auffanggesellschaften zergliedert werden soll. Die Chance, Sket als Gesamtheit zu privatisieren, sei damit "deutlich geringer" geworden. Er habe dennoch Hoffnung, daß es einen Kaufinteressenten für eine Gesamtübernahme geben könnte. Weißbach äußerte die Auffassung, daß die IG Metall die nötigen Sozialplanverhandlungen "mit allem Ernst" aufnehmen wird.

Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Magdeburg, Claus Matecki, griff vor allem Sket-Sequester Wolfgang Wutzke in scharfen Worten an. Er erklärte, "offensichlich hat Herr Wutzke die 60 Stunden Verhandlung einzig und allein dafür benötigt, sein Honorar für die Realisierung des BVS-Modells auszuhandeln". Kritisiert wurde, daß weder Betriebsrat, noch Gewerkschaft bei den Verhandlungen zur sozialverträglichen Begleitung der Mitarbeiter nicht beteiligt wurden und die Inhalte der Gespräche auch nicht bekannt sind.

Sket-Betriebsratschef Günther Oelze kündigte für Montag eine Betriebsversammlung an, auf der sich Sequester Wutzke erklären soll. Dazu ausdrücklich eingeladen wurden auch ehemalige Sket-Mitarbeiter, die bislang vergeblich auf eine befristete Betriebsrente warteten.

Die BVS sowie Sequester und Geschäftsführung von Sket hatten sich zuvor auf ein Sanierungskonzept verständigt, das ein Aufsplitten des Unternehmens in fünf wirtschaftlich selbständige Einzelgesellschaften und ein radikales Abschmelzen der Mitarbeiterzahl auf 425 vorsieht. Die Bildung einer Holding ist anders als zunächst angekündigt vom Tisch. Der Finanzierungsbedarf für die Sanierung wird nach vorläufigem Überschlag zwischen 200 und 300 Millionen Mark liegen. Die Auffanggesellschaften sollen bis 1998 schwarze Zahlen schreiben. Die Vereinbarung wird am 4. Dezember dem Präsidium des BVS-Verwaltungsrates in Bonn zur Genehmigung vorliegen. Sie bedarf ferner noch der Zustimmung durch den Kredit- und Bürgschaftssausschuß der Bundesregierung, die Europäische Kommission und die Gläubiger.

lsa/pae/bei

261901 Nov 1996