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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 07.01.1996, 09:52 Uhr.

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Kultur/Denkmale/Stifter
(ddpADN-Interview) Schon 31 Stifter kümmern sich um erhaltenswerte Denkmale

Bonn (dts Nachrichtenagentur/ddpADN). Schon 31 Stifter hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dafür gewinnen können, Patenschaften für bedrohte Kulturdenkmale in der Bundesrepublik zu übernehmen. Dies sei "eine sehr schöne Entwicklung", auch wenn angesichts des enormen Bedarfs noch viel zu tun bleibe, sagte Dorothee von Moltke von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddpADN in Bonn.

Zu den Stiftern zählen sowohl Einzelpersönlichkeiten als auch Anwalts- und Architektenbüros, Vereine, Verbände und Unternehmen. Sie trennen sich zugunsten eines erhaltenswerten Denkmals von einem Teil ihres Vermögens und errichten eine treuhänderische Stiftung in der Obhut der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, erläuterte Frau von Moltke. Gefragt sind Beträge von 100.000 Mark an aufwärts. Die Erträge aus dem Stiftungskapital fließen dann auf Dauer dem vom Stifter ausgewählten Denkmal zu. Das Engagement sei zudem mit Steuervorteilen verbunden.

In jüngster Zeit sind unter anderem Stifter-Patenschaften für die Stadtkirche in Gadebusch (Mecklenburg-Vorpommern) und für kirchliches Kunstgut in Thüringen - in einem Stiftungsumfang von 200.000 Mark - übernommen worden. "Eine Stifterin kümmert sich um ihre Taufkapelle im brandenburgischen Glienicke. Eine katholische Stifterin war so von der evangelischen Kirche in Tiefenau bei Dresden begeistert, daß sie sich nun für deren Erhalt engagiert", sagt die Vertreterin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Das Interesse an Denkmalen im Osten sei nicht zuletzt deshalb so groß, weil viele potentielle Stifter aus dem Westen kommen und nach der Wiedervereinigung einen Sinn im Engagement für Bausubstanz in ihrer alten Heimat sehen.

Bei der Auswahl geeigneter Denkmal-"Patenkinder" hilft die Stiftung, erläuterte Frau von Moltke. Der Bedarf an privater Unterstützung ist riesig - "nicht zuletzt durch den Wegfall der Bundesmittel und die Halbierung der Zuschüsse, die der Stiftung Denkmalschutz aus der Fernsehlotterie 'Glücksspirale' zuflossen". So werden beispielsweise noch Stifter für die Jacobikirche in Stralsund, die Marienkirche in Herzberg, Bürgerhäuser in Görlitz und den Dom von Merseburg gesucht.

Einen regelrechten Boom hat die Arbeit der 1985 gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz seit der Maueröffnung erlebt, berichtete Frau von Moltke. Anfangs flossen die Mittel zu über 90 Prozent in die neuen Bundesländer, jetzt noch zu etwa 80 Prozent. Nicht zuletzt durch steigende private Spenden seien seit der Wende mehr als 700 denkmalrettende Maßnahmen mit weit über 200 Millionen Mark gefördert worden.

cok/muc

070852 Jan 1996