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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 07.06.1996, 10:02 Uhr.

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RO/Unternehmen/Vipa/Korr
Die "Vipa" kommt wieder - Erfurter Weinhändler bringt das prickelnde

Getränk wieder auf den Markt

--Von ddpADN-Korrespondent Uwe Frost--

Erfurt (ddpADN-RO). Bei dem Wort "Vipa" wird so manchen gelernten DDR-Bürger ein wehmütiges Gefühl überkommen - und das Wasser im Munde zusammenlaufen. Gerade jetzt, in diesen heißen Sommertagen, wäre die prickelnde Mischung aus Wein und Mineralwasser wohl das Richtige gegen den Durst. Dem Mangel kann bald abgeholfen werden: Die "Vipa" kommt wieder. Wahrscheinlich noch im Juni wird der Erfurter Weinhändler Gerd Schoßig das ehemals so beliebte Getränk wieder auf den Markt bringen.

Kreiert wurde die "Vipa" 1960 und vom VEB Früchteverwertung, Berlin, auf den Markt gebracht. In den folgenden zwei Jahrzehnten wurde sie zu einem beliebten Durstlöscher. Doch in den 80er Jahren fiel die "Vipa" dem berüchtigten Mangel zum Opfer: Der geschmackgebende Traubenwein war irgendwann nicht mehr aufzutreiben.

"Ich hatte schon lange den Gedanken, die "Vipa" wieder herzustellen. Die Frage war, ob die Leute sie heute überhaupt noch wollen" erzählt der 39jährige Schoßig, der nach der Wende vom Elektroingenieur zum Kaufmann umsattelte und seine Liebe zum Rebensaft zum Geschäft machte. Ein Test im Mai während der "Thüringen-Ausstellung" in Erfurt beseitigte seine letzten Zweifel. "Die meisten Menschen aus Ostdeutschland haben ihr Getränk wiedererkannt und würden es auch gern wieder kaufen", sagt Schoßig. Und bei denen, die das Getränk von früher nicht kannten, war die Reaktion fast durchweg positiv, fügt der bedächtige Händler hinzu.

Für Produktion und Vermarktung will Schoßig eine eigene GmbH in der Erfurter Region gründen. Hergestellt werden soll die neue, alte "Vipa" in zwei Varianten - einer normalen, eher lieblichen, und einer trockenen, zuckerfreien. Neben vier Fünfteln Mineralwasser und einem Fünftel Wein soll es in den Flaschen mit dem gelb-blauen Etikett keine weiteren Zusätze geben. "Ich möchte ein geschmacklich rundes Getränk, das zugleich etwas Besonderes ist", begründet Schoßig seinen Verzicht auf Chemie.

Angeboten werden soll die "Vipa" natürlich zunächst nur im Osten Deutschlands. "Dort ist das Getränk entstanden, und dort sehe ich auch den Markt", meint Schoßig. Wenn er die "Vipa" wieder auf dem Markt etablieren kann, dann könne er auch über den Vertrieb im Westen nachdenken. In den Supermärkten wird die "Vipa" freilich vorerst nicht zu finden sein. "Ich möchte ein Thüringer Qualitätsprodukt herstellen, und deshalb wird man die "Vipa" erst einmal nur im Weinfachhandel kaufen können", sagt Schoßig. Na denn Prost mit einem Schluck "Vipa" - "Der Sprudel, der nach Wein schmeckt! Trocken und mild."

tuf/tgk

070802 Jun 1996