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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 16.01.1996, 01:20 Uhr.

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Israel/Weizman/Besuch/RF
Israels Staatspräsident spricht im Bundestag

Berlin/Bonn (dts Nachrichtenagentur/ddpADN). Der israelische Staatspräsident Ezer Weizman wird heute vor einer gemeinsamen Sitzung des Bundestages und Bundesrates sprechen. Am dritten Tag seiner Deutschland-Visite kommt Weizmann zuvor mit Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FPD/08.30 Uhr) zu einem Frühstück zusammen, dem ein Treffen mit Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU/11.00) folgt. Weitere Stationen des Weizman-Besuches sind Niedersachsen und Sachsen. Am Mittwoch nachmittag wird Weizman zurück nach Tel Aviv fliegen.

Bundespräsident Roman Herzog hatte gestern das deutsch-israelische Verhältnis als eine "Erfolgsgeschichte" gewürdigt. Herzog betonte bei einem Abendessen zu Ehren des israelischen Präsidenten im Gästehaus Petersberg bei Bonn, zwischen beiden Ländern habe sich eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit auf nahezu allen Gebieten entwickelt. Allerdings seien weitere Anstrengungen notwendig, um das Erreichte zu bewahren. Weizman war am Mittag zum Auftakt seiner politischen Gespräche in Bonn mit Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) zu einem Meinungsaustausch über das deutsch-israelische Verhältnis und den Nahost-Friedensprozeß zusammengekommen.

Für einigen Wirbel hatte die Äußerung von Weizman bei einer Diskussion mit deutschen Jugendlichen am Sonntag nachmittag in der Neue Synagoge, dem Centrum Judaicum, in Berliner gesorgt, es sei besser, wenn alle Juden in Israel leben würden. Michel Friedmann vom Zentralrat der Juden in Deutschland bzeichnete diese Äußerung gestern Abend im ZDF als "Irritation". Diese Irritation, die er nicht für nötig gehalten habe, werfe noch einmal die Frage auf, ob es richtig sei, "daß wir hier leben", sagte Friedmann. Die über 60.000 in Deutschland lebenden Juden würden diese Frage bejaen, "mit allen Spannungen, mit allen Ambivalenzen, weil die Gegenwart dieses Landes und vor allen Dingen die Jugend demokratisch für Menschenrechte und Freiheit einsteht".

rch

160020 Jan 1996