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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 10.03.1996, 18:59 Uhr.

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ddp/ADN0226 4 pl 200

Presse 3/Sozialabbau
"Neues Deutschland" (Berlin)

"Sozialer Ballast muß über Bord geworfen werden, sonst kann der bundesdeutsche Wirtschaftsballon nicht aufsteigen. Und davon finden die Unternehmerverbände noch immer etwas im Korb. Wenn sie selber schon nichts Neues zu bieten haben, greifen sie eben auf 'verzichtbare Besitzstände' zurück, die gefälligst aufzugeben sind: bezahlte freie Tage bei Umzügen, Hochzeiten, Geburten. Dafür hat der werktätige Mensch seinen Urlaub zu verwenden. Was die Gewerkschaften in vergangenen Jahrzehnten erstritten haben, ist das Faustpfand für die Unternehmer, um eigenes und Versagen der Politik auszugleichen. Nach ihrer Meinung ist der Arbeiter, der Angestellte in diesem Staat viel zu gut abgesichert, um noch Risiken einzugehen, etwa einen eigenen Betrieb zu gründen. Was die große Zukunftsvision der Politiker, die nicht weiter wissen, ist. Dieses Herumbasteln an der Überwindung der Wirtschaftskrise nimmt, würde es nicht Millionen Menschen so schwer treffen, etwas Lächerliches an. Als ob man mit einem Feiertag weniger über vier Millionen Arbeitslose von der Straße holen könnte. Wo sind die neuen Produkte, die neuen Geschäftsfelder, die schnelle Umsetzung von Forschungsergebnissen, die Arbeitsplätze versprechen? Wann endlich werden ordentliche Konzepte für die Umwandlung von Überstunden in neue Arbeitsplätze vorgelegt? Warum nutzen die Unternehmen die seit Jahren in Tarifverträgen festgeschriebenen vielfältigen Flexibilisierungsmöglichkeiten für die Arbeitszeit so wenig? Statt Antwort kommt nur immer eine Forderung: Länger arbeiten."

ddpADN

101759 Mar 1996