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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 21.02.1996, 13:19 Uhr.

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bln/pl/Kirchen/Papst
Vorläufiges Programm für Papst-Besuch in Berlin vorgelegt

Berlin (dts Nachrichtenagentur/ADN-bln). Knapp vier Monate vor dem Besuch von Papst Johannes Paul II. in Berlin am 23. Juni ist am Mittwoch das vorläufige Programm vorgelegt worden. Höhepunkt der ersten Berlin-Visite des Oberhaupts der Katholischen Kirche ist die Seligsprechung des Berliner Dompropstes Bernhard Lichtenberg (1875-1943) und des Münsteraner Priesters Karl Leisner (1915-1945), wie das Erzbistum Berlin vor Journalisten mitteilte. Beide Geistliche hatten sich aktiv gegen den Nationalsozialismus zur Wehr gesetzt und dies mit ihrem Leben bezahlt. Zu dem festlichen Gottesdienst im Olympiastadion (11.10 Uhr) werden rund 80.000 Gläubige aus dem In- und Ausland erwartet.

Der Papst wird am Abend (19.10 Uhr) das Brandenburger Tor durchschreiten und sich in einer Ansprache an alle Berliner wenden. Während des Abschiedszeremoniells werden auch Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sprechen. Zuvor trifft der Papst mit Bundespräsident Roman Herzog, dem Bundeskanzler sowie mit Repräsentanten des Zentralrates der Juden in Deutschland zu Gesprächen zusammen. Um 18.35 Uhr wird am Grabe Lichtenbergs in der St. Hedwigs-Kathedrale ein Gebet abgehalten.

Mit dem Besuch Berlins auf der dritten Deutschlandreise des Papstes geht nach den Worten des Generalvikars des Erzbischofs von Berlin, Prälat Roland Steinke, ein "lange gehegter Wunsch vieler in Erfüllung". Frühere Besuche seien an den politischen Verhältnissen mit ihren protokollarischen Komplikationen gescheitert, sagte Steinke, der auch der Koordinierungs-Kommission für den Papstbesuch vorsteht.

Steinke würdigte das "nicht unumstrittene" Kirchenoberhaupt als einen "Repräsentanten des christlichen Glaubens und geistiger Werte". Der aus Polen stammende Karol Wojtyla - seit 1979 Oberhaupt der Katholischen Kirche - habe "entscheidenden Anteil an der Überwindung kommunistischer Dikaturen in Mittel- und Osteuropa".

Die Ehrung Lichtenbergs und Leisners, die "auch in widrigen Umständen Gott die Treue gehalten" und für diskriminierte und ausgegrenzte Menschen Partei ergriffen hätten, setze "ein Zeichen", betonte Steinke. Dompropst Lichtenberg, der nach dem Bischof die herausragendste Persönlichkeit der Katholischen Kirche Berlins war, habe sich "stark mit dem Schicksal der verfolgten Juden" identifiziert. Er starb nach zweijähriger Haftzeit im Gefängnis Tegel auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau am 5. November 1943. Leisner, der fast fünf Jahre in den KZ Sachsenhausen und Dachau verbrachte, starb an Entkräftung und Krankheit wenige Woche nach Kriegsende im Alter von 30 Jahren.

Der Papst wird bereits am 21. Juni abends aus Ungarn kommend in Paderborn eintreffen. Auf dem Programm dort steht unter anderem eine Begegnung mit Bischöfen aus mehreren Ländern Europa. Der Besuch erfolgt auf Einladung der Deutschen Bischofskonferenz.

aku/mwa

211219 Feb 1996