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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 15.12.1996, 23:06 Uhr.

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ddp/ADN4010 4 pl 275

Presse 43/EU/Währung
"Neue Osnabrücker Zeitung"

"roman herzog ist ein freund der klaren sprache. so deutlich wie bei seiner warnung vor versuchen, den euro zum wahlkampfthema zu machen, ist er bisher jedoch kaum geworden. der bundespraesident nannte eine parteipolitische auseinandersetzung um die neue waehrung schlichtweg eine 'katastrophe'. und er hat recht mit diesem urteil. ein die ganze republik bewegendes problem wie der wechsel von der so hoch angesehenen d-mark zum noch fremden euro braucht den konsens der grossen parteien. hier geht es ja nicht um ein abstraktes finanzpolitisches problem. hier ist jedermann beteiligt, sei es als sparer, sei es als kaufmann an der ecke oder als industrieller. wer da noch emotionen schuert, statt sachlich aufzuklaeren, handelt verantwortungslos - gegenueber den mitbuergern, aber auch gegenueber deutschlands rolle in einem zusammenwachsenden europa. richtig ist, dass ein thema von solcher tragweite kein tabu sein darf. es kommt jedoch darauf an, dass die parteien ihre diskussion immer mit dem ziel fuehren, zu einer uebereinstimmung zu gelangen, und nicht mit der absicht, daraus kapital beim waehler zu schlagen. an detailproblemen wird es bis zur einfuehrung der waehrung nicht mangeln. so ist weiterhin offen, ob alle euro-kandidaten ueberhaupt bis 1999 die geforderten kriterien erfuellen. aber alle grundsaetzlichen gegner muessen sich darueber im klaren sein, dass ein scheitern lang nachwirkende folgen fuer die weitere integration europas haette. in dieser diskussion gibt es einen trost: bisher sind alle versuche klaeglich gescheitert, das waehrungsthema fuer den wahlkampf zu instrumentalisieren. in bayern konnten die republiker damit ihren niedergang nicht aufhalten, die buergerpartei guido brunners blieb mit ihren anti-europa-parolen ein kaum sichtbarer splitter im parteiengefuege, und in baden-wuerttemberg erlitt die spd bei der landtagswahl mit ihrem kampf gegen den euro ein debakel. bei allen kampagnen, die vor allem stimmungen erzeugen sollten, wie zum beispiel bei der nachruestung, zeigte sich der waehler bisher klueger als die agitatoren es erwartet hatten. so wird es hoffentlich auch bleiben."

ddpADN

152206 Dec 1996