Presse 46/NRW/Koalition
"Neue Osnabrücker Zeitung"

"die spannung zwischen theorie und praxis koennte bei den gruenen derzeit kaum groesser sein. beim bundesparteitag in mainz wurde ueber die reine lehre debattiert und ein "buendnis fuer arbeit und umwelt" beschlossen, das der oekopartei und den waehlern gleichermassen guttun soll. doch in der rauhen wirklichkeit sieht es zumindest in nordrhein-westfalen anders aus. dort legen die sozialdemokraten ihrem koalitionspartner die daumenschrauben an - wohl wissend, dass es fuer vesper, hoehn und co. keine alternative zu rotgruen gibt. die spd will im streit um den dortmunder flughafenausbau demonstrieren, wer an rhein und ruhr weiterhin das sagen hat. ministerpraesident rau schlug am wochenende zwar versoehnliche toene an, aber in der sache bewegten sich nur die gruenen. wirtschaftsminister clement zeigte keine kompromissbereitschaft. diese haerte duerfte nicht nur vom interesse der landes bestimmt sein, sondern auch zur profilierung der spd in den bevorstehenden landtagswahlen am 24. maerz dienen. rotgruen soll aus sicht der spd keinesfalls zum modell fuer arbeitsplatzabbau werden. die sozialdemokraten wollen beweisen, dass sie in einem buendnis mit den gruenen garant fuer oekonomische vernunft sind. der ausgang dieses experiments hat zwangslaeufig erhebliche auswirkungen auf die moeglichkeit, 1998 in bonn eine koalition nach duesseldorfer muster zu bilden. ob die gruenen dieses spiel der spd jedoch mitmachen, bleibt vorerst offen. die unterschiede im flughafenstreit sind so gross, dass sie an den rand der selbstverleugnung kaemen, wenn sie clement gewaehren liessen. andererseits koennte ein scheitern der duesseldorfer koalition vor dem 24. maerz die wahlchancen der gruenen drastisch verschlechtern."

ddpADN

032208 Mar 1996