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Rätsel um den Sportclub Cottbus
-- Von ADN-Korrespondent Tom Schönherr --
Cottbus (dts Nachrichtenagentur/ADN). Wird der renommierte Sportclub Cottbus im kommenden Jahr 30 oder geht dieser runde Geburtstag "die Spree hinunter", weil alle auseinanderlaufen? Eine schlüssige Antwort konnte die Mitgliedervollversammlung zu Wochenbeginn nicht geben. Es war innerhalb von drei Wochen die zweite Zusammenkunft, um sich über weitere Schritte in diesem dem Breiten- und Spitzensport verpflichteten Klub zu verständigen.
Nachdem die Boxer bereits ihr eigenständiges Wirken angekündigt hatten, wollen nun auch die Radsportler diesen Schritt gehen. Handballer, Leichtathleten und Turner sehen sich weitgehend noch immer unter dem "SCC-Dach", das erhalten werden müsse, weil es in der "Welt einen guten Klang hat", sagte der Cottbuser Oberbürgermeister und SCC-Präsident Waldemar Kleinschmidt (CDU).
Erschwerend kommt für den Verein die Schuldenlast hinzu. Sie stammt aus einem zu Jahresbeginn genommenen 220.000 Mark-Kredit, um Spitzensportler unterstützen zu können. Keine klaren Antworten gab es auf die Frage, wie die ausscheidenden SCC-Mitglieder für das gewährte Geld und die Zinsen aufkommen müssen. Geschäftsführer Werner Bielagk mußte sich unliebsame Fragen zu den Kreditkonditionen gefallen lassen. Da auch in den Darlegungen zum Finanzplan des Vorjahres Ungereimtheiten vermutet wurden, wurde das Präsidium nicht entlastet.
Unbeantwortet blieb auch die Frage nach dem Strukturkonzept des SCC. Vom Bedeutung ist dabei, daß ab Januar 1993 von den einst 78 ABM-Stellen für Trainer und andere Mitarbeiter es nur noch zwei im Bereich Breitensport geben soll. Leistungssport müßte dann über von Bund und Land bezahlte Trainerstellen abgesichert werden. Doch definitive Aussagen fehlen dazu. Klar ist nur, daß der Bund im kommenden Jahr seine Sportgelder in Deutschland um 50 Millionen Mark kürzen will. Aussagen zu künftigen Bundesleistungsstützpunkten werden in den nächsten Tagen erwartet. Ein weiteres Problem sind die spärlichen Sponsorengelder aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation.
Symbolisch für die derzeitige Zerrissenheit im Klub waren zwei Begebenheiten: Da versagte Turn-As Sylvio Kroll seine Mitarbeit als Aktivensprecher im Präsidium, weil es im Vorfeld zwischen diesem Gremium und ihm sowie den Abteilungen keine Verständigung darüber gab. Und aufgrund der Finanzquerelen zogen die Breitensportler frühzeitig von dannen. (Auch Landesdienst)
lbg/tsc/rch
120910 Nov 1992
